Mit Fräulein Hübsch im Krankenhaus – RSV Erfahrungsbericht

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Mit Fräulein Hübsch im Krankenhaus – RSV Erfahrungsbericht

15
Feb,2015

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Eigentlich sollte ein Krankenbericht im Blog reichen, doch ich muss schon wieder über unseren letzten Krankenhausaufenthalt schreiben. Diesmal in Form eines RSV Erfahrungsberichts aufgrund einer RSV-Infektion, die unsere ganze Familie in einen absoluten Ausnahmezustand versetzt hat.

Tag 1: Letzte Woche Montag Abend fing alles an. Liv lag schon im Bett und meldete sich immer wieder mit leichtem Husten, was bei ihr mittlerweile schon nichts Außergewöhnliches war.

Tag 2: Am Dienstagabend das gleiche, aber auch hier noch alles im grünen Bereich, bis es mitten in der Nacht plötzlich losging mit ständigem Aufwachen, Atemnot und erhöhter Temperatur. Morgens dann erwartete mich ein sehr unruhiges und zugleich extrem schläfriges Kind, was mich schon eine unzureichende Sauerstoffsättigung vermuten ließ.

RSV Erfahrungsbericht

RSV Erfahrungsbericht

Tag 3: Eine geplante Trageberatung für den Mittwochvormittag musste ich kurzerhand in einen kurzen Tragehilfenverleih umorganisieren, um gleich darauf zum Kinderarzt zu fahren, um meiner Bitte nach einer Sauerstoffmessung nachzugehen. Wie mich mein Gefühl auch schon hat spüren lassen, wurden wir aufgrund einer Sauerstoffsättigung von 87% sofort ins Krankenhaus “Dritter Orden” verwiesen, wo Liv stationär behandelt werden sollte. Dort angekommen wurde sie in den nächsten drei Stunden gründlich untersucht und wieder wurde eine starke obstruktive Bronchitis diagnostiziert. Diesmal im Vergleich zu den vorherigen Malen war der Verlauf jedoch anders. Rasend schnell und von Stunde zu Stunde ging es ihr zusehends schlechter. Zum Glück hatte ich meine Toddler Trage von Fräulein Hübsch im Gepäcl und war heilfroh darüber, das Kind nicht ständig während der Wartezeiten auf den Armen tragen zu müssen, sondern in die komfortable Trage packen zu können. Da sie auch zum ersten Mal plötzlich mit Fieber zu kämpfen hatte und 39,7 Grad gemessen wurden, wollte ich sie auch nah bei mir haben und mit meiner eigenen Körpertemperatur die ihre wenigstens ein bisschen regulieren zu können. Aufgrund ihres nun mangelnden Appettits sollte ein Infususionszugang gelegt werden, leider jedoch auch nach drei schrecklichen Versuchen ohne Erfolg. Somit wurde sie nur mit einem Ibuprofen-Zäpchen, Sauerstoff und einer Inhalation mit einer Kochsalzlösung und der üblichen Zugabe von Salbutamol und Atrovent zur Erweiterung der Bronchien versorgt. Nachdem auch das Blut abgenommen und sie gewogen und gemessen wurde, konnten wir schließlich auf unser Zimmer, wo wir endlich etwas zur Ruhe kommen konnten. Auch am Abend hatte das Krankenhauspersonal keinen Erfolg beim Legen eines Zugangs und ließ Liv erst einmal in Ruhe in der Hoffnung, dass sie diesen vielleicht auch gar nicht braucht.

Tag 4: Erfahrungsgemäß hielt ein solch schlechter Allgemeinzustand im Krankenhaus bei gelegter Infusion, regelmäßiger Inhalation und laufender Sauerstoffzugabe höchstens ein bis zwei Tage. An Tag zwei war aber noch nicht die geringste Besserung zu erkennen. EIn Zugang konnte nach wie vor nicht gelegt werden und Liv war jetzt schon traumatisiert sobald sich die Zimmertür öffnete und sich jemand mit Mundschutz näherte.

Tag 5: Nachdem selbst am dritten Tag im Krankenhaus das Fieber 40 Grad erreichte und sich nicht zu senken wollen schien, wurde mit klar, dass diesmal alles anders war. Es wurde sicherheitshalber ein Nasenabstrich gemacht, um einen Test auf den weit verbreiteten Erkältungsvirus RSV (Respiratory-Sysncytial-Virus) durchzuführen. Und irgendwie kam dann auch wenig überraschend kurz darauf die Bestätigung: RSV positiv. Die Folge war eine Isolierung im Einzelzimmer mit der Info, dass das Fieber wohl noch weitere zwei bis drei Tage anhalten und bei RSV in der Regel ein stationärer Aufenthalt von insgesamt sieben bis zehn Tagen notwendig sein wird. Wir waren gerade mal an Tag drei im Krankenhaus angelangt und bereits völlig erschöpft. Da auch an diesem Abend die Versuche der Schwestern und Ärzte, eine Vene für die Infusion zu treffen, scheiterten, und Liv nach wie vor nicht allzuviel trank, war ihre Flüssigkeitsversorgung entsprechend gering. Meinem Wunsch, ihr einen Einlauf mit viel Flüssigkeit zu geben, welches laut zahlreichen Naturheilverfahren DAS Mittel zur Fiebersenkug und Flüssigkeitsversorgung ist, konnte und wollte aufgrund der nicht vorhandenen Erfahrung damit auch nach dringender Bitte nicht nachgegangen werden. Somit blieb nur eine Alternative: eine Magensonde. Eine “nur für die Eltern unangenehme Sache” wie uns der Arzt versicherte, für das Kind sei das aber “absolut akzeptabel” und nicht weniger unangenehm als ein Pieks zur Blutentnahme. Was für eine Täuschung! Die Kleine war nach dem Legen des Schlauchs durch die Nase bis in den Magen dermaßen geschwächt, dass sie nicht einmal noch weinen, sondern nur noch leise wimmern konnte, was Papi und Mami nun vollends in Tränen ausbrechen ließ. Der Tiefpunkt des gesamten Dyleriums war erreicht!
Nur eine Gewissheit hatten wir, und zwar, dass es jetzt nur bergauf gehen konnte und wir die weiteren zwei Tage Fieber ausharren mussten.

Tag 6: Die Sehnsucht nach dem Zuhause war enorm, zumal die große Schwester Zoe mittlerweile ebenfalls fieberte, mit hartnäckigem Husten kämpfte und dringend Mamas Nähe brauchte. So sicher und gut versorgt wir uns im Krankenhaus auch fühlten, die ständigen Kontrollen, Geräusche des Sauerstoffmessgeräts, welcher alle paar Minuten Alarm schlug, weil der Sauerstoff unter die 90% Grenze fiel und überhaupt der Lärm der weinenden und hustenden Kinder im Flur, ließ uns einfach keine Ruhe. Die Fräulein Hübsch Trage kam täglich zum Einsatz, sei es zum Dauerschlafen tagsüber als auch nachts zum Wiedereinschlafen, nachdem sie die ständig laufende und volle Nase oder eines der vielen Geräusche immer wieder aus dem Schlaf rissen.
Da die Magensonde und das betroffene Nasenloch mittlerweile komplett voll mit Schleim waren, was sie deutlich am Atmen und Trinken einschränkte, beschlossen wir, die Sonde zu entfernen. Eine gute Entscheidung. Seit dem Moment trank sie besser, schlief wieder ruhiger und konnte somit zusehends Kraft tanken. Die Entzündungswerte im Blut sind ebenfalls zurück gegangen, was uns weitere Hoffnung gab, dass der Horrortrip endlich ein Ende hatte.

Tag 7: Und so verging auch Tag fünf im Krankenhaus bis endlich das Fieber langsam seinen Normalzustand erreichte und Liv vom total schlappen wieder zum aktiven Kind wurde. Das Krankenhauszimmer wurde immer interessanter und die Schlafphasen weniger. Mir wurde klar, was für eine Herausforderung es eigentlich war, ein einjähriges Kind in ca. 15qm zu den ganzen Tag zu unterhalten und selbst jede Mahlzeit war ein Highlight, welches gefeiert wurde. Langsam wagte ich zu fragen, wann wir denn nach Hause dürften, jedoch war daran aufgrund der weiterhin unzureichenden selbstständigen Sauerstoffversorgung erst einmal nicht zu denken. Denn noch endete jeder Versuch den Sauerstoff abzustellen im Dauergepiepse.

Tag 8-10: Die folgenden drei Tage verliefen mehr oder weniger gleich. Tagsüber wurde immer seltener die Sauerstoffzugabe notwendig, die Sauerstoffsättigung während der Schlafphasen besserte sich laufend und der Husten war zwar stark aber produktiv und der viele Schleim löste sich. Wir konnten täglich für ca. eine Stunde raus, warm eingepackt und ganz nah bei Mama in der Trage versteht sich. Am Abend des achten Tages im Krankenhaus kam dann endlich der lang ersehnte Erfolg: Liv kam ohne Sauerstoff zwar knapp aber immerhin durchgehend bis auf ein paar Aussetzer über die gefürchtete 90% Grenze mit der eigenen Atmung und die Chancen auf eine Entlassung am nächsten Tag standen gut.

Tag 11: Halleluja! Entlassung! Zwar brauchte es noch eine Zeit, bis die Obstruktion in der Lunge verschwunden ist, aber wir konnten nach Hause. Nach dieser schwierigen Zeit sein Kind heim zu tragen war eines der schönsten und glücklichsten Momente überhaupt.

Und zu guter Letzt ein paar Tipps für alle Eltern, deren Kleinen sich ebenfalls am RS-Virus angesteckt haben, und die das gleiche durchmachen müssen:

  • Bei auffälligem Sauerstoffmangel direkt ins nächste Krankenhaus
  • Beten, dass ein Zugang für eine Infusion gelegt werden kann
  • Ggf. noch zu Hause einen Einlauf mit Kamille und etwas Salz machen und/oder im Krankenhaus danach fragen
  • Viel Kuscheln, tragen und gemeinsames Schlafen, wenn auch das im Krankenhaus nicht so gern gesehen wird, es geht (auf eigene Verantwortung)
  • Durchhalten! Das Fieber ist zwar hartnäckig und unbeschreiblich anstrengend aber er geht wieder weg. In der Regel dauert es beim RS-Virus ca. fünf Tage und bis dahin einfach Kraft sammeln und durchhalten.
  • Inhalieren, inhalieren, inhalieren. Da beim RSV insbesondere die Schleimhäute der Bronchien gereizt und beschädigt werden, hilft eine Inhalation mit Suprarenin (Adrenalin). Zumindest war das bei uns der Fall. Deswegen am besten mit den Ärzten absprechen. Mit einer reinen Kochsalzlösung kann so oft wie man es für notwenig empfindet unterstützend inhaliert werden.
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